Der Brunnen der Liebe, Jean-Honoré Fragonard... Inmitten eines grünen Waldes eilen ein junger Mann und eine junge Frau eifrig vorwärts, ihre Füße befinden sich gerade am Rande eines Brunnenbeckens. Die Putten tummeln sich im Wasser und im Nebel des Brunnens, und eine von ihnen bietet den jungen Verliebten einen Becher mit der magischen Flüssigkeit zum Trinken an. Um diesen Liebesbrunnen dreht sich die Geschichte vom Garten der Liebe, eine Allegorie auf das Wesen und die Entwicklung der Liebe, die ihren Ursprung in der Poesie der Antike und des Mittelalters hat. Der Brunnen bringt das Wasser hervor, in das Amor seine Pfeile taucht oder aus dem die Liebenden trinken und sich verlieben. In fast allen Epochen haben Künstler dieses romantische Motiv gemalt. Im Laufe des 17. Jahrhunderts behandelten die Künstler den Liebesbrunnen fast wie ein Genresujet: Liebende in zeitgenössischen Kostümen flirten in einem Garten um einen dekorativen Brunnen. Mit dieser Fassung hat Jean-Honoré Fragonard die Allegorie zu ihren klassischen Ursprüngen zurückgeführt und ihr den berauschenden Nervenkitzel jener ersten bezaubernden Momente der Liebe zurückgegeben. Fragonard, der Inbegriff des Rokoko, reagierte auf die neoklassizistische Bewegung mit großem Erfindungsreichtum und verlieh seinen kameenartigen Figuren eine weiche, dampfende Atmosphäre.
