Wabi Sabi .... Eine Art des Sehens

Über "Wabi Sabi .... Eine Art des Sehens"

von Thea Bouwman

Über das Kunstwerk

Wie kann man die Bedeutung des japanischen Lebensstils "Wabi Sabi" formulieren? Das ist gar nicht so einfach. Denn wenn Sie einen Japaner fragen, was der Kern dieser Lebensphilosophie ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie keine konkrete Antwort erhalten.

Wabi Sabi hat alles mit dem Unvollkommenen, dem Unvollständigen, dem Unbeständigen zu tun. Und zwar nicht im negativen Sinne, sondern im umgekehrten: Wabi Sabi betont die Schönheit des Unbeständigen: Ein Eisenzaun, der im Laufe der Jahre rostig und verwittert wird, gewinnt seine eigene Schönheit. Und genau diese Schönheit, die Schönheit, etwas sehen und schätzen zu lernen, das zerfällt, rostet oder verwelkt, ist der Kern des Konzepts von Wabi Sabi: Es geht um die Kraft des Unvollkommenen.

Wenn Sie zum Beispiel einen frischen Tulpenstrauß in die Vase stellen, erfreuen Sie sich vielleicht sehr an den leuchtenden Farben. Aberrrr ... warten Sie ein paar Tage ... wenn die Tulpen zu Ende blühen, entsteht eine neue Schönheit: die Blütenkelche verblassen, die Blütenblätter fallen ab und siehe da: zusammen bilden diese Blütenblätter ein neues Gemälde auf dem Tischtuch.

Wabi Sabi' sagt: etwas Unvollständiges, etwas Unfertiges, in dem die Vergänglichkeit sichtbar wird, kann auch sehr schön sein.

Wabi Sabi ist also eine Betrachtungsweise und hat mit der Schönheit des Unvollendeten, des Vergehenden und auch des "zufällig" Entstandenen zu tun.

Mit dieser Idee, diesem Konzept, machte ich mich an die Arbeit und spielte mit geschmolzenem Paraffin und Ölpastellkreiden, mit Wasserfarben und Tusche. Auch Bister kam ins Spiel: eine Tusche, eine braune, erdige Farbe, die auf der Rinde von Walnüssen basiert. Indem ich das Paraffin und die Tinte ihre Arbeit tun ließ, entstanden Formen und Zeichen, Linien und Farben.

Ein perfektes Bild ist dabei sicher nicht entstanden, aber eine neue Realität aus Linien, Flecken und Farben.
Was für eine Erleichterung, wenn man erkennt, dass alles Unvollkommene eine große Schönheit ausstrahlen kann.

Wabi Sabi ... Eine Art des Sehens!