Die Begegnung von David und Abigail, Guido Reni (1620)
In dieser Szene aus dem Alten Testament besucht Abigail das Lager Davids, um sich für ihren Mann zu entschuldigen, der David und seine Soldaten beleidigt hatte. Blass und gebeugt, mit niedergeschlagenen Augen, ist Abigails Reue offensichtlich. Sogar ihr Esel sackt entschuldigend zusammen. David steht stolz in seiner glänzenden Rüstung und seinem roten, wallenden Umhang, aber sein Gesicht lässt Zärtlichkeit vermuten - vielleicht eine Anspielung auf das Ende der Geschichte, wenn David und Abigail nach dem Tod ihres bösen Mannes heiraten.
Die Katholiken des 17. Jahrhunderts betrachteten solche alttestamentlichen Geschichten als Vorläufer des Neuen Testaments und als Vorbilder für moralisches Verhalten. Abigail, ein Beispiel für Demut, war ein Vorbote der Jungfrau Maria und ihrer Selbstaufopferung. Der mächtige, aber vergebende Krieger David verkörperte den kämpferischen Geist der katholischen Kirche um 1600.
